Midgard Station – SB 61
In ihrer Blütezeit war Midgard Station ein Juwel der Sternenflotte. Gelegen am Rand des föderativen Raumes im Ba’aja (auch Balder genannt) Sektor war sie ein zivilisatorisches Hub, in dem zwar an Rohstoffen reichen, aber an bewohnbaren Planeten armen Yggdrasil-Sternencluster.
Die Sternenflotte hatte dem wachsenden Hunger der Föderation nach Ressourcen Rechnung getragen und so 2256 in dem Sektor, der bei den großen Minenunternehmen damals schon bekannt für seine an Metallen und seltenen Erden reichen Asteroiden gewesen war und daher von ihnen bereits intensiv bewirtschaftet wurde, eine Raumstation errichtet. Hintergedanke war, den Abbau und die Verschiffung zu erleichtern und die Kontrolle über den Sektor zu verstärken.
Platziert in der Mitte des Yggdrasil-Clusters war es nicht nur ihre Aufgabe, Gesetz und Ordnung wieder mehr Gewicht zu verschaffen, sondern auch ein Ort der Erholung für die steigende Zahl der dort arbeitenden Bergleute zu sein.
Die aufkeimende Piraterie ging schnell zurück und immer mehr Zivilisten kamen auf die Station und machten sie zu einem gerne besuchten Hafen. Mit dem Geld der Bergleute kamen Unternehmer, Bars, verschiedene Etablissements zur Unterhaltung und Infrastruktur, so dass bald für jeden etwas angeboten werden konnte.
Als Umschlagplatz für den Reichtum der Region entstanden neben den Routen der Erzfrachter auch immer mehr Handelsrouten, bis die Station ein von pulsierendem Leben erfüllter Ort war.
Als die Erträge in den umliegenden Systemen immer mehr zurückgingen und sie für die großen Gesellschaften unrentabel wurden, begannen sie sich eine nach der anderen zurückzuziehen.
Mit dem schwindenden Geld der Minen begann auch der Niedergang der Station.
Erst gingen die großen Minenbetreiber und ihre tausenden Angestellten, dann wurden die meisten der Handelsrouten an lukrativere Orte verlegt und schlussendlich verließen viele der Bewohner der Station, die davon gelebt hatten ihre Dienstleistungen aller Art an die Bergleute zu verkaufen.
Zurück blieb eine alternde Station, die nun vor allem Glücksritter und kleine Prospektoren beherbergte, welche in den Überresten der Systeme auf der Suche nach dem goldenen Fund ihr Überleben hart erarbeiteten.
Auch die Sternenflotte reduzierte ihre Präsenz, mit all den Folgen, die das nach sich zog. Die Piraterie nahm wieder zu, sowie die Konflikte unter den verbliebenen Prospektoren.
Da Midgard Station zu groß war um sie einfach aufzugeben oder ohne großen Aufwand zu verlegen, rutschte sie auf der Prioritätenliste der Sternenflotte einfach immer weiter nach hinten, neue Crews, technische Ausrüstung oder technische Upgrades bekam sie erst lange nach den wichtigeren Stationen.
Schließlich wurde sie teilweise stillgelegt, um, nur noch mit einer Rumpfmannschaft besetzt, den letzten Bewohnern des Clusters als Heimathafen zu dienen und gegebenenfalls angreifende Feinde durch die noch immer voll aktiven und recht starken Abwehrgeschütze der Station in ihre Schranken zu verweisen.
Die Station geriet praktisch in Vergessenheit.
Aus der einst pulsierenden Station war ein einsamer Wachposten (trauriger Abklatsch ihrer Selbst) geworden. Doch einige ihrer Bewohner weigerten sich zu gehen – meist die, die ohnehin keine Alternativen hatten. Und die unabhängigen Bergleute brachten noch genug Rohstoffe und somit goldgepresstes Latinum und somit auch Bedarf nach Unterhaltung, so dass die Station zwar zu einem guten Teil stillgelegt und vernachlässigt, jedoch nie vollständig aufgegeben wurde.
Im Jahr 2415 war die Sternenflotte auf der Suche nach einem Ort abseits der Erde, an dem sie diplomatische Gespräche mit sensiblen Partnern führen konnte, die es aus ihren ganz eigenen Gründen vorzogen, sich vom Zentrum der Föderation für den Anfang fern zu halten.
Die ersten Reiche, denen die Föderation die Station als Stützpunkt für ihre Diplomaten anbot waren die Tene’Hito und die Kikonen, beides Reiche die zwar nur ein System groß waren, deren Kultur von der der Föderation aber so unterschiedlich war, das es im belebten Sol-System leicht zu unnötigen Konflikten hätte kommen können. Und beide Reiche lagen relativ nah beieinander und somit auch in angenehmer Reichweite zu der Sternenbasis.
Vor allem aber hatten beide Reiche Technologien entwickelt, an welchen die Föderation Interesse hatte.
So wurde trotz oder gerade aufgrund des Krieges mit dem klingonischen Imperium damit begonnen, die Station aus ihrem Winterschlaf zu holen. Sie wurde grundüberholt, modernisiert und ihr Personal wieder aufgestockt. Da wegen des Krieges die Sternenflotte nicht genügend mobile Einheiten abstellen konnte, um die Station vor konzentrierten Angriffen zu schützen und ihre Peacekeeper Funktionen wieder in vollem Umfang zu erfüllen, stellten die mit diplomatischen Gesandtschaften an Bord vertretenen Völker auch einen Teil der Wachflotte.